FORTH: Phase 3 – Raise Ideas

FORTH: Phase 3 – Raise Ideas

Die FORTH Innovation-Methode geht weiter – die dritte Phase “Raise Ideas” schließt sich für uns nahtlos an die zweite Phase an, noch am selben Tag. Nach einer kleinen Pause am Nachmittag geschieht nun endlich das, worauf die Beteiligten des “echten” Prozesses lange warten müssen: Es darf raus. Ich erinnere mich hier immer an das Bild von “Old Faithful” (der “Alte Getreue”), dem wohl zuverlässigsten Geysir der Welt im Yellowstone Park, USA. In den letzten Phasen haben wir viele Eindrücke und Erkenntnisse gewonnen, Impulse bekommen, Innovationen anderer kennengelernt, viel über uns und über das Verhalten unserer Kunden gelernt. Im Zuge dieses Prozesses hat sich nun eine Unmenge von Ideen angestaut. Die Teilnehmer werden jedoch über den ganzen Prozess hinweg immer wieder darauf hingewiesen, die Ideen noch weiter zurückzuhalten. Aber jetzt. Jetzt darf alles  raus. Alle Ideen aus dem Kopf drücken und sie einfach sprudeln lassen – wie ein Geysir.

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Diese Phase steht ganz unter dem Motto “ernten” – und dies sind die Module und Ziele, die erlebt und erreicht werden:

  1. Ideen ernten – Brainstorm ideas: Dies ist sicherlich der intensivste Teil der Phase. Es kommt nun alles zusammen. Die Ergebnisse der letzten Wochen werden zu Papier und an die Wand gebracht. Ein unglaublicher Prozess und er ist unerwartet kurz: Er dauert nur wenige Stunden. Im echten Workshop sind bis zur Mittagszeit alle Ideen gesammelt; bei zehn Teilnehmern entstehen so zwischen 750 und 1.200 Ideen. In unserem Fall waren es nur knapp 200, aber immerhin – wir hatten nur eine Stunde Zeit. Drei Techniken haben wir hierzu angewandt:
    1. Brain Dump: Hier kann jeder Teilnehmer endlich seinen Kopf ausleeren. Wir wandern durch den Raum, lassen uns nochmals durch die Ergebnisse der bisherigen Arbeit inspirieren und es sprudelt einfach nur so heraus. Idee nach Idee. Diese werden dann im Anschluss alle an die Wand geklebt und dabei den Themen zugeordnet. Das dauert so lange, bis keine Idee mehr da ist. Die Wände füllen sich.
    2. Kundenbedürfnisse und -spannungen: Im nächsten Schritt nutzen wir die Customer Frictions und lassen uns in Gruppen zu neuen Ideen inspirieren. Unglaublich, was bei diesen Fragestellungen, die man eigentlich und vermeintlich schon berücksichtigt hat, noch so alles einfällt. Es kommen noch einmal 20 Ideen pro Zweier-Team dazu.
    3. Was würde Apple tun? Und nun zur nächsten Übung. Auch wenn man glaubt, man ist schon leer – es kommt immer noch was. Es gibt Karten mit netten Firmenlogos und Fragen. Was würde Disney tun? Was würde Apple tun? Was würde Bill Gates tun? Jedes Team bekommt eine Fragestellung. Bevor es losgeht, sollen noch Adjektive identifziert werden, die dieses Unternehmen verkörpert. Woa, mein Kopf ist eh schon leer, und jetzt noch Adjektive. Bin kaputt. Aber zum Glück fällt mir bei Apple das Wort “intuitiv” ein, nachdem “innovativ” schon genannt wurde. Weiter gehts. Und dann kommen da doch noch 20 Ideen. Rums.
  2. Verdichten der Ideen: An der Wand hängt jetzt eine Unzahl von Post-its, vollgeschrieben in den unterschiedlichen Schrifttypen, in unterschiedlichen Größen. Jetzt geht es darum, dass jeder die beiden für ihn wichtigsten Ideen identifiziert und das Post-it abreißt. Die Innovationsnadel im Ideenhaufen muss gefunden werden! Toll. Ich gebe mein Bestes, entscheide mich für zwei. Im nächsten Schritt soll ich mich nun für eine entscheiden und eine wegwerfen. Das fällt ganz schön schwer. Trennung tut weh, aber Abschied nehmen kann auch befreiend sein. Am Ende des Prozesses hängen zehn Ideen bzw. Ideenrichtungen an der Wand. Wenn dieser Prozess in die Hose geht, war alles umsonst.
  3. Überführen der Ideenrichtungen in MindMaps: Warum, für wen, wie? Das sind die wesentlichen Fragen, die jetzt zu beantworten sind. Es entstehen wilde Strukturen, zum Teil Bilder und Scribbles, die die Antworten verkörpern. Das Team arbeitet ruhig, unbeeinträchtigt und sehr konzentriert.
  4. Initiale und überarbeitete Konzepte erstellen: Das initiale Konzept besteht aus einer – in Worten: EINER – Powerpoint-Seite mit ausreichend großer Schrift. Im oberen Teil der Seite wird die Kundensituation, die mit diesem Konzept adressiert wird, genau aufgeschrieben. Im unteren Teil gibt es Antworten auf folgende Fragen: Was ist die Lösung? Wie funktioniert sie? Was ist der Vorteil für den Kunden? Was kostet sie für den Kunden? Wie kann er diese kaufen? Und dann gibt es noch einen kurzen Slogan, der das Konzept verkörpert, darstellt, symbolisiert. Im nächsten Schritt werden diese initialen Konzepte vorgestellt, Feedback durch alle Teilnehmer dokumentiert und dieses dann in die Konzepte eingearbeitet.
  5.  Bewertung der Konzepte: Das Ende dieser ereignisreichen Phase ist die Bewertung der Konzepte. Hier stehen unter anderem im Vordergrund, wie schnell dieses Konzept zur Marktreife gebracht werden kann, welchen Umsatz es im ersten Jahr bringt, wie es den Kundennutzen und -spannung adressiert und zwei weitere Parameter. Und es gibt nochmal Feedback im Sinne von Pro (formuliert als Aussagen) und Kontra (formuliert als positiv gerichtete Fragestellungen).

Am Ende stehen für uns nun diverse (in einer Kundensituation 12) ausgearbeitete und in dieser Form reflektierte Konzepte, auf die in der nächsten Phase aufgesetzt werden kann. Wahnsinn.

Grundsätzlich ist diese dritte Phase diejenige, in der am meisten schief gehen kann und in der die größte Unsicherheit im Team herrscht. Wird das was? Haben wir alles richtig gemacht? Wie kriegen wir diesen Ideenschwall in den Griff? Und haben wir nachher das Gefühl, die richtigen Ideen ausgewählt zu haben?

FORTH INNOVATION

We do not brainstorm to get ideas but to chose ideas

Gijs van Wulfen - The Innovation Expedition

Im anschließenden Live-Bericht von Kees van Zijderveld, CEO von Eska, einem Hersteller für Grafikkarton, war dies wohl der Fall. Das Unternehmen ist im letzten Jahr durch die FORTH Innovation-Methode “gereist” und hat bereits eine der Innovationen in Produktionen; weitere drei sind derzeit in der Umsetzung. Bei einer der noch ausstehenden Ideen hat man sogar deutlich Angst davor, dass der Nachfrage ohne sehr große Investition nicht nachgekommen werden kann. Aber das ist wiederum eine andere Geschichte.

Jetzt ist der Kopf erstmal leer. Die richtigen Ideen gewählt, die Konzepte ausgearbeitet, und auf geht’s ans Testen. Mal sehen, was die Kunden zu den Innovationen sagen.

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